Wissensbedarf formulieren – Informationskompetenz für Schüler

Wissensbedarf formulieren

Wir leben in einer Wissensgesellschaft. Wer als Schüler gut mit Informationen umgehen kann, hat schon bei der Bewältigung des Lehrstoffs einen wichtigen Startvorteil. Noch wichtiger wird diese Informationskompetenz, wenn es darum geht, fit für den Job und die Arbeitswelt zu werden. Ein wichtiger Schritt in Richtung Informationskompetenz ist die Formulierung des Wissensbedarfs. Denn wirklich informationskompetent ist man nur dann, wenn man weiß, was man nicht weiß.

Bei der Formulierung des Wissensbedarfs geht es also für den Schüler darum, richtig nach Informationen zu suchen. Vor diesem Schritt steht die Erkenntnis, wo überhaupt Wissensbedarf besteht. Diese Erkenntnis ist die Basis dafür, gezielt und erfolgreich seinen Wissensdurst zu stillen.

Die Suche nach Wissen hat viele Ausprägungen

Wissensbedarf formulieren

Pädagogische Konzepte sehen die Art und Weise, wie Schüler ihren Wissensbedarf formulieren, als Stufenmodell. Sie unterscheiden zwischen nachhaltiger, selbständiger und elementarer Informationskompetenz.

Wie formuliert nun jemand, der über einen elementare Informationskompetenz verfügt, seinen Wissensbedarf? Er oder sie ist in der Lage, einem journalistischen Text oder einem kurzen Text aus einem Lehrbuch wenige Suchbegriffe zu entnehmen. Die selbständige Informationskompetenz geht über diese Basiskompetenz schon einen Schritt hinaus. Schüler, die selbständig Informationen suchen, können überschaubaren populärwissenschaftlichen Texten Suchbegriffe entnehmen. Fortgeschrittene kommen bereits mit der Formulierung von Suchbegriffen aus längeren populärwissenschaftlichen Texten zurecht.

Könner besitzen bereits eine nachhaltige Informationskompetenz. Schüler, die diese Fähigkeit besitzen, können Suchbegriffe aus wissenschaftlichen Texten entnehmen oder dazu passende Suchbegriffe bilden.

Der Informationsbedarf

Was versteht man unter einem „Informationsbedarf“? Geht es dabei nur darum, was Schüler wissen (wollen), beziehungsweise eben nicht wissen? Tatsächlich geht der Begriff noch darüber hinaus. Er beinhaltet die Menge jener Informationen, die so umfassend und in ihrer Qualität so gut sind, dass sich mit ihrer Hilfe ein bestimmtes Problem oder eine bestimmte Aufgabe lösen lässt. Es geht also nicht darum, eine möglichst große Fülle von Informationen zu finden, sondern darum, eine ausreichende Menge an Infos in guter Qualität aufzustöbern.

Der Informationsbedarf ist aber nicht unbedingt eine objektive Angelegenheit, die einer Aufgabe untergeordnet ist. Die Wissenschaft kennt auch einen subjektiven Informationsbedarf, der dem Informationsbedürfnis eines Schülers oder einer Schülerin entspringt. Dieser muss keinen unmittelbaren Nutzen haben, kann also auch „nur“ der Unterhaltung oder dem sozialen Austausch unter den Schülerinnen und Schülern dienen.

Eine Basis des Wissenserwerbs

Die Formulierung des Wissensbedarfs ist eine ganz grundlegende Fähigkeit. Sie bildet sozusagen die Basis für den gesamten weiteren Wissenserwerb. Wer weiß, was er wissen möchte, zeigt selbständige Informationskompetenz.

Wer darüber verfügt, ist als Schüler oder Schülerin nicht mehr länger nur eine Art „Gefäß“, in das im Unterricht mehr oder weniger erfolgreich Wissen eingefüllt wird. Der Schüler wird vom passiv Aufnehmenden zum aktiven Agierenden. Wer seinen Wissensbedarf formulieren kann, ist auch in der Lage selbstorganisiert zu lernen und seine Lernprozesse selbst zu steuern. Lernaufgaben können individuell oder auch in der Gruppe gelöst werden.

Eine Zukunftskompetenz

Die Fähigkeit, seinen Wissensbedarf zu formulieren, ist eine Kompetenz, die lebenslang gebraucht wird. Die Halbwertszeit des Wissens in unserer Gesellschaft wird immer kürzer. So gilt es etwa, im EDV-Bereich ständig (und oft selbständig) zu lernen. Wer konstruktiv und vorausschauend mit seinem Wissensbedarf umgeht, hat gute Karten, um in der immer komplexer werdenden Gesellschaft auch in Zukunft erfolgreich zu sein. Der eigenverantwortliche Wissenserwerb und das aktive Lernen sind daher wichtige Bausteine in den Richtlinien zur Qualitätsentwicklung an der Schule. Besonders aktiv sind hier die Länder Bayern, Berlin und Baden-Württemberg.